erschienen am 19.03.2025 16. Bayerischer Krankenhaustrend: Krankenhausreform führt zu Leistungskonzentration und mehr Kooperation, aber die roten Zahlen bleiben

Die bayerischen Kliniken stellen die Weichen der Zukunft und bereiten sich auf große Veränderungen vor. Die existentielle wirtschaftliche Not, bürokratische Regelungen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) und fehlende positive Zukunftsaussichten lähmen jedoch diese Veränderungsprozesse.

Dies zeigt der 16. Bayerische Krankenhaustrand, mit dem die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) einmal jährlich die Verantwortlichen der bayerischen Kliniken befragt.

„Die dramatische Prognose des vergangenen Jahres hat sich bestätigt,“ so die 1. BKG-Vorsitzende Landrätin Tamara Bischof, „80 % der bayerischen Kliniken schreiben wie prognostiziert 2024 tatsächlich rote Zahlen. Ein Ende der Defizite ist bisher nicht in Sicht. Für das laufende Jahr befürchten sogar 85 % rote Zahlen, weil die Erlöse je Behandlungsfall weiterhin nicht kostendeckend sind. Eine neue Bundesregierung muss die Behandlungserlöse um 4 % anheben, um immer mehr Insolvenzen zu vermeiden.“

BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen ergänzt hierzu: „Die Krankenkassen können nicht dauerhaft durch eine Unterfinanzierung bei jeder einzelnen Behandlung sparen, sondern es müssen die Behandlungsbedarfe gesenkt werden“. Engehausen fordert: „Wir brauchen mehr Patientensteuerung zur Senkung der Fallzahlen, müssen aber die erforderlichen Behandlungen aufwandsgerecht finanzieren. Wenn dies nicht passiert, ist insbesondere die Grund- und Regelversorgung mit den Bereichen Allgemeiner Innerer Medizin, Allgemeine Chirurgie und Notfallversorgung sowie die Kinder- und Jugendmedizin und Geburtshilfe gefährdet.“

Des Weiteren appellieren die Kliniken an die neue Bundesregierung, Bürokratie im Gesundheitswesen abzubauen und mehr Klarheit zu schaffen: „Die Kliniken müssen derzeit mit hoher Unsicherheit Leistungsgruppen beantragen, obwohl noch wichtige Rahmenbedingungen fehlen wie Mindestvorhaltezahlen oder das Portfolio für sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen“, erläutert Engehausen.

Trotz der bestehenden Ungewissheiten haben sich die bayerischen Kliniken bereits auf den Weg gemacht. Mehr als drei Viertel prüfen bereits eine Anpassung ihrer Medizinstrategie und 70 % verstärken ihre Kooperationen mit umliegenden Kliniken. Jedes dritte Krankenhaus prüft bauliche Veränderungen. Konkrete Veränderungen dürften auch auf die Mitarbeitenden bezüglich erforderlicher Zusatzqualifikationen und inhaltlicher Aufgabenbereiche zukommen. 37 % der befragten Kliniken erwarten durch die Reform zudem größere räumlichen Veränderungen beim Personal.

„Wir fordern von der neuen Bundesregierung, dass sie die Krankenhausreform praktisch umsetzbar macht und handwerkliche Fehler umgehend korrigiert,“ so Landrätin Bischof in Richtung Berlin und ergänzt: „Wir können eine Krankenhausreform nicht umfassend umsetzen und stehen am Ende mit leeren Händen da“ und richtet sich an die Staatsregierung in Bayern: „Der Freistaat muss die Gestaltungsmöglichkeiten für den Reformprozess in Bayern nutzen und ebenfalls die nötigen Nachbesserungen im Bund einfordern.“

Ein Lichtblick gibt es in der Befragung dagegen an anderer Stelle. Die Krankenhäuser sehen unabhängig von der bürokratischen Krankenhausreform gute Möglichkeiten zur Versorgungsverbesserung durch Innovationen: „Die Chancen durch KI-Einsatz im Krankenhaus stehen jetzt ganz oben auf der Innovationsagenda und werden sehr konkret“, erläutert Engehausen. Daneben werden auch der elektronischen Patientenakte, der Telemedizin und der Weiterentwicklung interprofessioneller Teams in den Kliniken die höchsten Innovationspotentiale für die Weiterentwicklung der stationären Versorgung zugeschrieben.

-           Ende der Pressemitteilung –

Der Bayerische Krankenhaustrend wurde im Rahmen einer Pressekonferenz am 19.03.2025 im Internationalen Presseclub München vorgestellt.

Die Ergebnisse des 16. Bayerischen Krankenhaustrends finden Sie hier zum Download.

Das Video als Aufzeichnung ist hier zu finden: https://www.youtube.com/live/B_6ghRS3E34?feature=shared

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