erschienen am 20.09.2024 Die Sensibilität für Menschen mit Demenz während Krankenhausaufenthalten nimmt spürbar zu

Bayerische Demenzwoche: Noch fehlt eine Möglichkeit für Qualitätsverträge zwischen Kliniken und Krankenkassen.

"Demenz ist eine Krankheit, die uns alle angeht. Nur durch gemeinsames Handeln können wir eine demenzfreundliche Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch mit Demenz respektvoll behandelt und bestmöglich versorgt wird. Der Ausbau von Fortbildungsangeboten und der Fokus auf die besonderen Anforderungen in den klinischen Abläufen nimmt zu. Doch es fehlt leider immer noch eine Grundlage, damit Kliniken und Krankenkassen über Qualitätsverträge verbindliche Standards in der stationären Versorgung von Menschen mit Demenz vereinbaren können", erläutert Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG).

Ein Krankenhausaufenthalt ist für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen ebenso eine Herausforderung, wie für die Mitarbeitenden im Krankenhaus. Während konkrete stationäre Behandlungen anlässlich der Demenz als Grunderkrankung selten und in der Regel nicht nötig sind, stellt eine stationäre Behandlung aufgrund anderer Ursachen mit der Begleiterkrankung Demenz besondere Anforderungen an die Versorgung und die klinischen Abläufe. Die Symptomatik der Erkrankung erschwert den Umgang im Krankenhausalltag und erfordert eine angepasste und spezialisierte Versorgung. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, haben die deutschen Krankenhäuser bereits wesentliche Forderungen der Nationalen Demenzstrategie in ihre Strukturen integriert. Dies bestätigt eine aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

In vielen bayerischen Kliniken gehört das Thema Demenz inzwischen zum Fortbildungsstandard für ärztliches und pflegerisches Personal. Bei der Zimmerbelegung wird zunehmend auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz Rücksicht genommen. Der Ausbau von spezialisierten Demenzstationen oder die Einführung von Demenzbeauftragten in Krankenhäusern gewinnt stetig an Bedeutung. Diese Strukturen sollen sicherstellen, dass Menschen mit Demenz die bestmögliche Versorgung erhalten, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingeht. Krankenhäuser entwickeln eine Vielzahl von demenzsensiblen Maßnahmen, wie z. B. die sogenannte Delirprophylaxe. Darüber hinaus entstehen Kommunikationsleitfäden und Hinweise für eine Einbeziehung von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtliche in die Betreuung.

Über sogenannte Qualitätsverträge sollen Krankenkassen und Kliniken Vereinbarungen für höherwertige Qualitätsanforderungen und Anreize zur Berücksichtigung besonderer Bedarfe vereinbaren. Das mögliche Themenspektrum wird allerdings vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) verbindlich definiert und sieht bisher vier Schwerpunkte vor, u. a. die Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung. Nicht möglich sind aber bisher solche Qualitätsverträge für die stationäre Versorgung von Menschen mit Demenz. Aus Sicht der BKG ist dies ein Fehler, denn gerade für diese Personengruppe wäre es sinnvoll, Qualitätsstandards bezüglich der speziellen Hilfebedarfe, bedarfsgerechter Aufnahme- und Entlassungsprozesse sowie Möglichkeiten zur Einbindung von pflegenden Angehörigen in den Behandlungsprozess zu integrieren. Die BKG fordert deshalb den G-BA auf, die Behandlung von Menschen mit Demenz als weiteres mögliches Themenfeld für Qualitätsverträge zuzulassen und wirbt um politische Unterstützung.
„Wir werben dafür, dass Qualitätsverträge zukünftig auch für die stationäre Versorgung von Menschen mit Demenz möglich werden“, betont Engehausen.

Im Zuge des demografischen Wandels wird der Anteil der Menschen, die an einer Demenz erkranken, in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 in Deutschland rund 2,7 Millionen Menschen betroffen sein könnten. Diese Entwicklung stellt das gesamte Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, denn ältere Menschen – und damit auch Personen mit Demenz – benötigen vermehrt medizinische Behandlung, häufig in Akutkrankenhäusern. Mit zunehmendem Alter steigt nicht nur das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, sondern auch die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten.

Die Bayerische Demenzwoche als Teil der Bayerischen Demenzstrategie bietet eine wichtige Plattform, um das Thema Demenz stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und zu sensibilisieren. Die bayerischen Kliniken sind dabei unverzichtbare Partner, um die Versorgung von Menschen mit Demenz zukunftsfähig zu gestalten.

Roland Engehausen abschließend: „Besonders wichtig ist es die Lebensqualität und die Lebenssituation der Betroffenen und – vor allem auch deren Angehörige – zu verbessern. Die Aufklärung von Betroffenen ist immer der erste Schritt: Angehörige ermutigen, Unterstützungsangebote zu nutzen und so früh wie möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir freuen uns, dass sich die Kliniken in Bayern weiterhin dieser Herausforderung stellen und unterstützen auch dieses Jahr die Bayerische Demenzwoche vom 20. bis 29. September.“

Die BKG steht im Zusammenschluss mit verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens, darunter das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention, die Vereinigung der Pflegenden in Bayern, die Fachstelle für Demenz und Pflege Bayern und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft Landesverband Bayern e. V. Sie ist zudem Kooperationspartner der Koordinierungsstelle Bayern Demenz im Krankenhaus.

Weiterführende Informationen unter www.demenzwoche.bayern.de.

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