erschienen am 06.10.2021 Vorschläge für eine zukunftsfähige und patientenorientierte Krankenhausversorgung
Mehr Miteinander der Leistungserbringer, eine nachhaltige Krankenhausfinanzierung und mehr Augenmerk auf die Digitalisierung in den Krankenhäusern – Appell anlässlich der Tagung der bayerischen Krankenhausdirektor:innen vom 5.bis 7. Oktober in Bad Wörishofen an die künftige Bundesregierung
Die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) unterstreicht ihre Forderungen an die zukünftige Bundesregierung, schnellstmöglich für eine zukunftsfähige und patientenorientierte Krankenhausversorgung Sorge zu tragen.
Die sektorenübergreifende Versorgung steht demnach an erster Stelle. Eine flächendeckende fachärztliche Versorgung ist bereits heute ohne Klinikstrukturen nicht mehr denkbar, wie beispielsweise Institutsambulanzen und die Notfallversorgung rund um die Uhr zeigen. Dazu liegen seit 2019 Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „sektorenübergreifende Versorgung“ auf dem Tisch und müssen aus Sicht der BKG nun verbindlich umgesetzt werden.
„Engagement und Investitionen von Kliniken in eine vernetzte sektorenübergreifende Versorgung im regionalen Einzugsgebiet sind wichtig und sollten verstärkt werden können“ so BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen am Rande der diesjährigen gemeinsamen Tagung des Verbands der bayerischen Krankenhausdirektor:innen (VKD), Landesgruppe Bayern und der BKG in Bad Wörishofen.
„Die Krankenhäuser unterstützen längst Haus- und Fachärzte in der Notfallversorgung gerade in Zeiten, wenn Praxen abends und am Wochenende geschlossen sind. Aus dieser bisherigen Not sollte nun eine Tugend werden.“
In ambulant-stationären regionalen Gesundheitszentren wäre eine multiprofessionelle Versorgung über Sektorengrenzen hinweg möglich, wenn es dafür endlich eine reguläre Vergütungsgrundlage gäbe. Dieser Punkt muss von einer neuen Bundesregierung angepackt werden. Der Bedarf kurzer Wege und integrierter Versorgungspfade hat sich auch in der Corona-Pandemie und nun bei der Long-COVID-Versorgung erneut gezeigt.
Gleichzeitig tut eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung Not. Krankenhäuser müssen rund um die Uhr ein umfangreiches Leistungsspektrum bereithalten. Eine Finanzierung ausschließlich über Fallkosten im DRG-System ist dafür nicht zukunftsfähig. „Eine zusätzliche Vorhaltefinanzierung von mind. 5 Mrd. Euro ist erforderlich“ betont Engehausen im Kreis der Klinik-Geschäftsführungen.
Seit Jahren schreibt bereits mehr als jede zweite Klinik rote Zahlen – Tendenz steigend.
„Wir müssen jetzt dringend auch hier die Weichen stellen und Fehlanreize stoppen“.
Einhergehend mit diesen beiden zentralen Forderungen ist der Fokus auch auf die weitere Digitalisierung der Krankenhäuser zu richten.
„Digitalisierung schafft Mehrwerte für Patient:innen und Beschäftigte in Gesundheitsberufen gleichermaßen. Die Telematikinfrastruktur muss dabei die interdisziplinäre Teamarbeit besser berücksichtigen“ heißt es in den Positionen der BKG an die künftige Spitze im Bundesgesundheitsministerium.
Mit den Mitteln der Digitalisierung kann spezialisiertes medizinisches Know-how in die Fläche zu den Menschen vor Ort getragen werden. Dies sollte aus Sicht der BKG bei Strukturvorgaben und Planungsfragen stärker genutzt werden. Der BKG-Geschäftsführer ergänzt hierzu, dass die nachhaltige Finanzierung dabei nicht vergessen werden darf. „Der Krankenhauszukunftsfonds ist ein erster wichtiger Schritt, um die Digitalisierung der Krankenhäuser voranzubringen. Jedoch ist der Nachholbedarf enorm, sodass der Krankenhauszukunftsfonds kein Strohfeuer werden darf. Um die laufenden Kosten für eine digital vernetze Versorgung zu refinanzieren, ist in den nächsten vier Jahren ein Digitalisierungszuschlag von 2 % für die Kliniken notwendig“ so Engehausen.
In Bad Wörishofen treffen sich die Klinikverantwortlichen aus ganz Bayern zum jährlichen Austausch. Mit gebündelter Kompetenz wird dieses Jahr besonders über die Bewältigung einer vierten Pandemiewelle und über Weichenstellungen für die Zukunft der Krankenhausversorgung diskutiert. Im Mittelpunkt stehen dringende Investitionen in notwendige Strukturveränderungen, Digitalisierung und Arbeitsplatzattraktivität für Fachkräfte.
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